Wohin soll sich das Quartier entwickeln?

Am 15. September 2022 stellte das Team des QM Zentrum Kreuzberg seinen Plan für die kommenden Jahre vor. Das gut besuchte Kiezforum 2022 war eine originelle Mischung aus Ausstellung und Diskussion.


Jede positive Veränderung braucht ein Konzept. Für ein Stadtteilbüro wie das Quartiersmanagement hat diese einen ganz besonderen Namen: das IHEK. Das ist keine Wortmalerei für ein leichtes Hüsteln, das bedeutet “Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept” und ist eine Mischung aus Nervensystem, Landkarte und Kompass – aber übertragen auf die Zwecke der Stadtentwicklung.

Und dieses Konzept, so sieht es das Förderprogramm vor, wird alle paar Jahre erneuert. Das IHEK stellt die strukturelle Ist-Situation sowie Entwicklungen dar und zeigt vor dem Hintergrund bereits aufgebauter Strukturen und Netzwerke Handlungsschritte und Schwerpunktsetzung der QM-Arbeit auf.

Am 15. September 2022 stellte das Quartiersmanagement seinen neuen Entwicklungsplan 2022-25 für das Quartier rund um das Kottbusser Tor vor. Nicht nur der Inhalt war für die Besuchenden neu, auch die Form der Vorstellung: Statt eines Vortrages wie in den früheren Jahren, gab es eine Ausstellung im Forum der Jens-Nydahl-Grundschule.

Dabei wurden die Eckdaten zum Quartier sowie die Kernideen des Konzepts grafisch dargestellt und auf Plakaten ausgestellt. So konnte man von einem Themenbereich zum nächsten spazieren, sich mit den geladenen lokalen Akteuren, amtierenden Stadträten, Projektpartnerinnen und -partnern und dem QM-Team darüber unterhalten sowie seine Fragen und Ideen einbringen.

Herausforderungen und Potentiale visualisieren

Die Ausstellung begann mit der Station „Öffentlicher Raum“, die Nutzungskonflikte, Sicherheit und Image des Viertels visualisierte: Verwahrlosung, Drogenkonsum, Mobilität waren dort Thema. Die Station „Umweltanalyse“ zeigte Belastungen, Müllaufkommen und vernachlässigte Grünflächen im Quartier. Bei der Station „Potentiale“ sah man, wo Chancen für mehr Grün und Schönes schlummern: In Innenhöfen und Mittelstreifen – der sehr befahrenen Skalitzer Straße beispielsweise. Glaubt man dem Verkehrsinformationsanbieter INRIX, ist dies übrigens die fünftbefahrenste Straße ganz Deutschlands.

Wie lässt sich die positive Entwicklung nun umsetzen und Herausforderungen angehen? Es reichte ein Blick auf das Plakat Gemeinwesen im Quartier: Durch eine starke Zusammenarbeit, Förderung von Toleranz und Dialog, Räume für Begegnung und Nachbarschaft. Die Instrumente dafür waren auf dem Plakat „Beteiligung, Mitentscheidung und Selbstorganisation“ abgebildet. In anderen Worten, Bewohner befähigen, stärker Verantwortung für ihr Wohnumfeld zu übernehmen. Das bedeutet auch, Verdrängung zu vermeiden.

Starke Partnerschaften um die Aufgaben gemeinsam zu schultern

Dank der starken Partnerschaften des QMs war die Umsetzung des IHEKs schon immer eine gemeinschaftliche Anstrengung und wird es auch bleiben. Die lokalen Partner sind Fixpunkt, to.gather e.V., die Polizei, Kotti e.V., narrativ, die Mittelpunkt Bibliothek, Kotti Coop e.V., der Mieterrat des neuen Zentrum Kreuzberg, Loyal e.V., die HOWOGE und GEWOBAG. Die Jens-Nydahl-Grundschule hatten wir schon erwähnt, dort fand ja die Vor- und Ausstellung statt.

An Tischen stellten die Partnerinnen und Partner sowie weitere Aktive sich vor. Die Mittelpunkt Bibliothek zeigte ein paar ihrer Schätze, darunter das Buch des anwesenden Stadtrats Florian Schmidt “Wir holen uns die Städte zurück” neben einem DJ-Set und dem Spiel “Micro Macro Crime City”. Die Bibliothek verleiht nämlich nicht nur Bücher, sondern auch technische Geräte wie Mikrofone und Laptops. Die Reallabor Radbahn gUG erklärte, wie sie planen, den Bereich unter der Hochbahn in einen Fahrrad-Boulevard zu verwandeln. Ein junger Österreicher warb für sein Projekt „Unsichtbare Städte“, in dem Bewohner ihres Viertels ihre Sicht der Stadt selbst aufnehmen, das Aufnahmegerät wird in einem Pizzakarton nach Hause geliefert.

Die Polizei als wichtiger Partner im Gebiet war auch anwesend, da Kriminalitätsbekämpfung und Präventionsarbeit eine zentrale Rolle vor Ort spielen. Der Verein Fixpunkt erklärte, wie man langsam das Vertrauen von Drogenabhängigen gewinnt, um ihnen einen sicheren Konsumraum schmackhaft zu machen, eine erste Stufe, um sie vielleicht von der Abhängigkeit befreien zu können und informierte zu den Hilfsangeboten vor Ort.

Gleich daneben stand Martin Gegenheimer, der Präventionskoordinator im Team der Sozialraumorientierten Planungskoordination (SPK). Diese Organisationseinheit ist an kein Amt angebunden, sondern arbeitet fachübergreifend und fördert aktiv den ämterübergreifenden Austausch im Bezirksamt. Er gab Auskunft zu aktuellen Entwicklungen und Planungen – so wird demnächst bspw. die seit langem geforderte öffentliche, kostenlose Toilette am Kotti aufgestellt.

Wer sich mehr über das IHEK informieren will kann entweder die Plakate des Kiezforums 2022 hier angucken, oder den gesamten Text herunterladen möchte, kann das mit dem Link ein paar Wörter weiter zurück tun.

Weitere Eindrücke des Kiezforum 2022

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Erklären heißt die Devise.