„Es gibt begrenzte Ressourcen im öffentlichen Raum“

Daniel Kanj (gesprochen „Kandsch“) ist Park- und Kiezmanager in Friedrichshain-Kreuzberg. Meist trägt er eine grüne Jacke mit dem Aufdruck „Straßen- und Grünflächenamt“. Zusammen mit einer Kollegin und einem Kollegen ist Kanj sowohl Schnittstelle, Auftraggeber für Kiezhausmeister und Parkläufer – als auch selbst im öffentlichen Raum unterwegs. - Interview 09.06.2022

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

„Es gibt begrenzte Ressourcen im öffentlichen Raum“

Was gehört zu deinen Aufgaben?

Die sind sehr vielfältig, weil wir eine Art Schnittstelle im Straßen- und Grünflächenamt bilden. Dieses Amt beschäftigt sich mit den zwei Bereichen Straßen und Grünflächen und wir sind im Fachbereich Öffentlicher Raum angesiedelt, der beides verbindet. Im Park- und Kiezmanagement sind wir drei Manager und haben uns den Bezirk aufgeteilt. Ich kümmere mich primär um den Westen Kreuzbergs.

Wo bist du unterwegs?

Unter anderem am Urbanhafen, im Viktoriapark und im Park am Gleisdreieck. Aber in meinem Bereich im westlichen Kreuzberg ist vor allem auch das Straßenland präsent. Themen wie Obdachlosigkeit, Vermüllung, aber auch Verkehrssicherheit oder Reparaturen finden sich in Grünanlagen und im Straßenland – sprich, im öffentlichen Raum. Am Kottbusser Tor kommen ganz viele Sachen zusammen. Die Nutzungskonflikte…

…Moment, wie würdest du dieses Wort mit eigenen Worten erklären?

Es gibt begrenzte Ressourcen im öffentlichen Raum, die jeder in Anspruch nehmen darf. Gleichzeitig führt das zu einer Knappheit und das läuft nicht immer ganz harmonisch ab. Die Beteiligten, die sich dort bewegen, geraten aneinander. Dann wird auch der Raum belastet, zum Beispiel Wiesen gehen kaputt, ein Fahrradfahrer fährt auf dem Bürgersteig, der Autofahrer fährt auf dem Fahrradstreifen. Koordinierung ist eigentlich immer nötig.

Was machst du, wenn es nicht harmonisch abläuft? Schlichtest du, sprichst du die Leute an?

Ja, das ist ein Pfeiler unserer Tätigkeit, vor allem als Aufsichtsgruppe. Unseren Außendienst gehen wir auch als Streifen, aber immer niedrigschwellig. Ich habe eine Uniform und laufe durch die Gegend oder gezielt dorthin, wo es eine Beschwerdelage gibt. Manchmal ist es auch ganz gut, ohne Uniform aufzutreten. Wenn es aber mit der Polizei und dem Ordnungsamt beispielsweise im Görlitzer Park zu einer koordinierten Präsenzmaßnahme kommt, ist es wichtig, an der grünen Jacke mit Aufdruck und Bezirkswappen erkannt zu werden.

Bist du mit einem Gefährt unterwegs?

Ich fahre viel Öffis, aber gleichzeitig auch mit meinem Dienstrad – ohne Elektroantrieb, das ist gesund. Unsere Gruppe und auch die Kiezhausmeister sind mit dem Rad unterwegs. Die Kiezhausmeisterei ist auch ein wichtiger Bestandteil in unserem Fachbereich, wir betreuen die sieben Kiezhausmeister. Sie fahren mit E-Fahrrädern und Anhängern durch den Bezirk und nehmen kleinere Reparaturen ad hoc vor. Wir geben auch Aufträge an sie weiter.

Es gibt noch die Parkläufer…

Sie sind Dienstleister, die wir betreuen und Aufträge an sie weitergeben.

Ihr seid die Chefs?

Eher kann man sagen, das Straßen- und Grünflächenamt beziehungsweise das Parkmanagement ist Auftraggeber von den Parkläufern und Kiezhausmeistern. Es ist ein bisschen wie wenn man einen Handwerker ruft.

Welche Herausforderungen gibt es?

Wir sind seit einem Jahr im Dienst. Die Bereiche, die wir bearbeiten könnten, sind zahlreich: Verunreinigung, Nutzungskonflikte, Obdachlosigkeit, Drogenkonsum, Grünflächenunterhaltung und gleichzeitig Themen des Straßenverkehrs – das sind riesige, komplexe Themen. Die können wir nicht alleine angehen. Es ist wichtig, dass wir mit den anderen Fachbereichen kooperieren und auch außerhalb des Bezirksamtes: mit der BVG, der BSR, der Polizei, dem Quartiersmanagement. Für mich ist die Herausforderung, einen Status zu finden, in dem man handlungsfähig ist und langfristig funktioniert. Wir machen auch Abend- und Wochenenddienste.

Was magst du an deinem Job?

Ich mag es, dass mein Job sehr abwechslungsreich ist und ich viel Zeit draußen verbringen kann. Ich erledige auch Verwaltungstätigkeiten im Rathaus oder im Homeoffice, bin aber sonst mit meinem Diensthandy draußen unterwegs.

Was machst du heute noch?

Ich fahre gleich in den Görlitzer Park, da haben wir einen Jour fixe. Danach bin ich im Elise-Tilse-Park beim Anhalter Bahnhof. Da muss morgen früh ein Baum gefällt werden, es gibt aber auch Behausungen obdachloser Menschen dort und ich muss schauen, ob sie noch bewohnt sind. Wenn dort jemand anzutreffen ist, müssten wir das Sozialamt mit ins Boot holen und die Baumfällungen für morgen verschieben.