Schwungtuch, Kreide, Hula-Hoop: die Spielstraße Dresdener

Kinder haben nichts auf der Straße zu suchen? Normalerweise sind befahrene Straßen für sie gefährlich, doch dank des freiwilligen Engagements aus der Anwohnerschaft und mit Unterstützung der Aktionsfondsjury vom Quartiersmanagement wird die Dresdener Straße zwischen Erkelenzdamm und dem Neuen Kreuzberger Zentrum (NKZ) auch dieses Jahr wieder, außer in Sommerferien, immer freitags von 15-18 Uhr zur Spielstraße.

© QM ZKO

An einem Freitag Mitte Juni nutzen mindestens 30 Kinder aus der Nachbarschaft oder den umliegenden Kitas das Spielstraßen-Angebot. Sie halten ein buntes Schwungtuch und verwandeln es in ein farbiges Stoffmeer. Andere malen die graue Straße mit dicken Kreidestücken bunt, fahren Skateboard, kreisen ihre Hüften im Takt der Hula-Hoops. Die Straße – so scheint es – gehört ihnen, in den drei Stunden der Spielstraße haben sie hier Vorfahrt.

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Betreut wird das Ganze von den sogenannten Kiezlotsinnen und Kiezlotsen, erkennbar an den gelben Warnwesten. Zu Beginn sperren sie die Zufahrt am Erkelenzdamm mit mobilen Baken ab und leiten in den drei Stunden Anwohnende, die aus der Straße rausfahren müssen, in Schrittgeschwindigkeit Richtung Ausgang.

„Tschuldigung, wir müssen aus der Straße raus“, sagt ein Mann in einem schwarzen SUV und zuckt entschuldigend mit den Achseln. Der Motor brummt und Katharina, eine der Kiezlotsinnen, bleibt nichts anderes übrig, als das Auto heraus zu begleiten.

Kommt oft vor: Autos zum Ausgang begleiten – Kiezlotsinnen und Kiezlotsen vorweg © QM ZKO
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„Es wäre besser, wenn keiner rausfährt, denn sonst müssen die Kinder ihr Spiel unterbrechen und die Sachen zur Seite räumen“, sagt Katharina. An diesem Freitag sind es fast zu viele Autos und SUVs, die rausfahren wollen – etwa 20. „Letztes Jahr war das bei den ersten Terminen auch so, aber irgendwann haben sich die Autofahrenden und dran gewöhnt“, erklärt sie.

Was dieses Jahr fehlt: ein richtiges Schild, dass die Spielstraße dauerhaft ankündigt wie etwa in der Böckstraße. Gerade hängen an beiden Enden der Straße selbstgemalte Schilder. Eigentlich sind sie gut zu sehen, aber viele Autofahrerinnen und Autofahrer geben vor, nichts vom regelmäßigen Spielstraßen-Termin zu wissen. Einige reagieren aber auch verständnisvoll: „Ach so, wenn ich das gewusst hätte! Dann komme ich nächstes Mal einfach später“, sagt ein Mann, der Getränke anliefern will.

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Noch etwas Besonderes hat die Spielstraße zu bieten, wie z.B. rollende Pflanzenkisten bauen oder Upcycling-Aktivitäten: An diesem Freitag im Juni bauen Ruta und Xenia (Kulturlabor Trial & Error) mit den Kindern eine Wimpelkette. Die Materialien dafür haben sie zuvor mit den Kindern in der Gegend gesammelt. Natürlich wurde der „Müll“ vorher gereinigt. Xenia übersetzt den Kindern die Bastelanleitung auf Rumänisch. Sie kennt die Kinder gut, denn jeden Samstag bietet sie am Oranienplatz einen Zirkus-Workshop mit Jonglage und Akrobatik-Übungen an.

Aus Müll eine Wimpelkette basteln: ein Workshop von Trial & Error, mit Ruta und Xenia © QM ZKO

Was gibt es noch? An heißen Tagen darf die Spielstraßen-Crew den Straßenhydrant benutzen, um mit den Kindern die Bäume zu gießen. Und manchmal kommen die Nachbarn Frank und Steve vorbei und spielen Ukulele und Gitarre. „Wir machen hier gern mit, die Kinder finden es toll“, sagt Frank, der an einer Hauptstraße in der Nähe wohnt. Es wäre am besten, wenn noch mehr Straßen zu Spielstraßen würden, findet er.

Termine:

Letzter Termin vor den Sommerferien: 18.06., 15-18 Uhr mit einem Kinderflohmarkt

Danach geht es wieder am 13.08. von 15-18 Uhr weiter. Das Plakat finden Sie hier: qm-zentrumkreuzberg.de

Ein Interview mit den Kiezlotsinnen Caroline, Katharina und Judith gibt es hier zu lesen.