Spielplatz-Wunschproduktion: Wann kommt das „Herz des Zentrums“ zurück?

„Das ist die Nestschaukel“, sagt Kathy Säbisch und befestigt eine riesige Zeichnung auf Pappe am Spielplatzzaun, gemalt von einem Kind aus der Nachbarschaft. Das Gemälde ist nur eine der vielen Ideen und Wünsche für die Neugestaltung des Spielplatzes am Neuen Kreuzberger Zentrum (NKZ). Vom 23.-30. August gibt es eine Ausstellung zum einjährigen partizipativen Prozess und eine abschließende Verhandlung der Ergebnisse mit der Nachbarschaft.

QM ZKO: Kathy Säbisch
QM ZKO: Stefan Endewardt

Seit 2017 ist er geschlossen und es gibt viele Probleme: eine Rattenplage, auf das Gelände pinkelnde Menschen, herumliegender Müll, Spritzen und laut Feiernde. Trotzdem wünschen sich viele Nachbar*innen das „Herz des Zentrums“, wie der Spielplatz auch genannt wird, zurück: „Ich vermisse einen Platz draußen, zum plaudern und sitzen, um die Nachbarn zu treffen“, steht jetzt als Wunschsprechblase auf einem der Ausstellungsschilder. Vor der Schließung war der Spielplatz auch ein wichtiger Treffpunkt für Kinder, Platz der Nachbarschaftsfeste und ein Ort des Austauschs.

Über ein Jahr hat das fünfköpfige Projektteam Marie Schubenz und Kathy Säbisch vom Mieterrat, Stefan Endewardt, Julia Brunner und Emma Williams vom Kotti-Shop, Sandy Kaltenborn (Kotti Coop e.V.) mit der Nachbarschaft darüber gesprochen, gezeichnet, kartiert und diskutiert, wie der Spielplatz zukünftig aussehen soll. Es gab Tür-zu-Tür-Befragungen, das wöchentliche Spielplatzplanungsfrühstück, das collagebasierte Kaffeetrinken und einen Monster Zeichnungsworkshop.

Corona machte dem Projekt einen Strich durch die Rechnung, auf einem der Ausstellungschilder sichtbar als grauer Streifen (April bis Juni) und einem schlecht gelaunten Monster. Doch das Planungsteam ging kreativ damit um: Aus der Tür-zu-Tür-Befragung wurde eine Befragung vor der Tür.

Im NKZ wohnen etwa 1200 Menschen aus über 30 Nationen, solche wöchentlichen Aktionen entstehen nicht von heute auf morgen. Die Gruppen mussten sich erst mal bilden und das gegenseitige Vertrauen gewonnen werden, erzählt Marie Schubenz. Finanzielle Unterstützung bekam das Projekt vom Programm Soziale Stadt (seit 2020 "Sozialer Zusammenhalt") und dem Kulturamt des Bezirks und die Gewobag ließ sich auf die Planung „von unten“ ein.

QM ZKO: Marie Schubenz
QM ZKO: Stefan Endewardt, Marie Schubenz

Spielplatzplanungs-Ausstellung und „Zoning“-Workshops

In Form einer einwöchigen Ausstellung werden die Ergebnisse bis zum 30. August „nochmal an die Nachbarschaft zurückgespielt“, erklärt Stefan Endewardt und baut mit Marie Schubenz das Modell des Spielplatzraumes zusammen. Damit wird in der Ausstellungswoche in Form von drei Workshops das sogenannte „Zoning“ stattfinden. Das meint, dass verschiedene Flächennutzungsmodelle für den Spielplatz entworfen werden: Wo sollen Spielräume, wo Verweilräume, wo Rückzugsorte oder Freiräume sein?

Eine Rolle spielt dabei auch, mit welchen Gegebenheiten die Flächen bereits identifiziert wurden. Lärm, Drogenkonsum, Urin, Müll, Dunkelheit, kaputtes Licht? Während des partizipativen Prozesses wurde klar, dass es sich meist um dieselben undurchsichtigen Problem-„Ecken“ handelt. Der Zaun habe diese Probleme nicht gelöst, sondern verschoben. Deswegen wurde auch darüber nachgedacht, wie der Raum ohne Zaun oder einer flexiblen Variante mit Schiebetür wäre. Manche Nachbar*innen finden den Zaun aber auch gut.

QM ZKO
QM ZKO

Was passiert nach der Ausstellung?

Am 6. September wird gemeinsam mit einer Jury über einen Nutzungs-Entwurf abgestimmt. Eine Broschüre soll als Projektabschluss über die Ergebnisse Informieren, aber auch als Grundlage für ein Landschaftsarchitektenbüro dienen.

„Die Leute freuen sich, wenn sie endlich wieder den Spielplatz haben“, weiß Marie Schubenz. Er gehört zum „urbanen Wohnzimmer“ im Herzen des Zentrums – wie der neue Nachbarschaftsraum, die Stufen, die Bibliothek und alles Andere drum herum.