Hier wird gewählt? – neuer Quartiersrat und Aktionsfondsjury

Auf dem Boden vor der Jens-Nydahl-Grundschule ist eine Kreideaufschrift zu lesen: „Dein Kiez wählt heute. Sei dabei“. Im Eingangsbereich sind Stellwände mit gelb-weißen Plakaten und Fotos aufgestellt: Es sind die Steckbriefe der Kandidierenden für den Quartiersrat und die Aktionsfondsjury.

© QM ZKO
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Es ist der 9. September 2021 – Tag der Wahlen im Gebiet Zentrum Kreuzberg/ Oranienstraße. Der Quartiersrat und die Aktionsfondsjury sind Gremien, die von Bewohnenden gestaltet werden. So benennt der Quartiersrat Bedarfe und wirkt an der Strategie- und Projektplanung mit. Die Aktionsfondsjury entscheidet über die Förderung von Aktionen bis zu 1.500 Euro. Alle zwei Jahre werden die Mitglieder neu gewählt.


© QM ZKO

Ein Mann stellt seine Krücken beiseite, beugt sich über den Tisch und füllt die zwei Stimmzettel aus. Auf dem grünen Zettel zur Wahl des Quartiersrates sind zwölf Kandidierende aufgelistet, auf dem gelben zur Wahl der Aktionsfondsjury zehn. Für jede Person kann mit ja oder nein gestimmt werden.

© QM ZKO, Faruk
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Faruk faltet die Zettel zusammen und wirft sie in die Wahlbox. Er sei zufällig hier vorbei gekommen, sagt er, wollte sich eigentlich nur gegenüber etwas zu trinken kaufen. Aber dann habe ihn eine Dame vom Quartiersmanagement angesprochen und gefragt, ob er wisse, dass heute gewählt wird. „1980 bin ich hier zur Schule gegangen“, sagt er. Faruk ist im QM-Gebiet gemeldet und ist deswegen stimmberechtigt. Dass sich die Kandidierenden in den Gremien für den Kiez engagieren, findet er gut.

Von der Wahl wusste er zunächst nichts, aber mithilfe der Steckbriefe konnte er sich ein Bild der Kandidierenden machen. Marta Ladwig will sich beispielsweise über die Aktionsfondsjury für mehr Austausch zwischen den Generationen einsetzen. Seit über 50 Jahren wohnt sie im Kiez. Darüber hängt der Steckbrief von Mukaddes Dede-Aslan, die sich für sinnvolle Angebote in den Einrichtungen für die Bewohnerschaft stark machen will.

© QM ZKO, Marta Ladwig
© QM ZKO, Mukkaddes Dede-Aslan

Einige der Kandidierenden wie Marta und Mukaddes kommen auch im Verlauf des Wahlnachmittags vorbei. Von 15 bis 19 Uhr kann gewählt werden, bis 14 Uhr konnte man sich noch als Kandidierende oder Kandidierender aufstellen lassen.

© QM ZKO, Walid Khatib

Auch Walid Khatib steht an den Tischen, auf denen Stimmzettel, Getränke und Gebäck stehen. „Soziale Projekte werden vom Quartiersmanagement und den Gremien unterstützt – das ist wichtig“, sagt er. Er selbst engagiert sich seit etwa 15 Jahren im Quartiersrat und will weitermachen. In der Dresdener Straße, in der er seit über 30 Jahren wohnt, habe sich schon einiges getan, als Beispiel nennt er die Begrünung.

Gerade spricht Neriman Tuncer, Kandidierende für den Quartiersrat, mit einer Bewohnerin auf Türkisch über Probleme im Kiez: Diebstahl unter Jugendlichen, Drogengeschäfte, Müll und Unrat auf öffentlichen Plätzen. Bei Neriman ist die Nachbarin an der richtigen Adresse, denn die Kandidatin will „Probleme lösen - gemeinsam Lösungen finden“ – so steht es auf ihrem Steckbrief. Neriman kennt diese Probleme gut, seit 44 Jahren lebt sie im Südblock.

© QM ZKO, Neriman Tuncer

Sie zeigt auf das Plakat, das neben ihrem Steckbrief an der Stellwand hängt. Mehmet Tuncer: „Lebensqualität im öffentlichen Raum erhöhen“, steht darauf. „Die ganze Familie ist im Quartiersrat“, sagt Neriman stolz. Mehmet ist ihr Sohn.

Am Wahltag wird die Stimmabgabe um 19 Uhr geschlossen, danach werden die Stimmen direkt ausgezählt. Und wie steht es um die Wahlergebnisse? Alle aufgestellten Kandidierenden sind gewählt, es gab keine Nein-Stimmen. Das Fazit des Wahltags? Viele Menschen wählten spontan, weil sie zufällig vorbei kamen.

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Mehr Infos zu den beiden Gremien gibt es hier.