Eine Bücher- und Bildungsoase für Kinder- und Jugendliche am Kotti

Seit der Erneuerung des Kinder- und Jugendbereichs im 1. OG der Mittelpunktibliothek am Kottbusser Tor ist sie noch beliebter. Eine moderne Innenausstattung ermöglicht dank individuellen Designs verschiedenste Nutzungen zugleich und erfreut die Besuchenden durch hohen Aufenthaltskomfort.


Die Mittelpunktbibliothek am Kottbusser Tor verdient ihren Namen zu Recht: Mitten im Herzen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg gelegen, an einem der umtriebigsten Plätze Berlins, sieht man es dem Gebäude mit einer Fassade aus undurchsichtigem Glas und nur wenigen Fenstern nicht sofort an, was sich alles dahinter verbirgt: Die interkulturelle Familienbibliothek in der Adalbertstraße ist Bildungseinrichtung, Lernort und Kommunikationszentrum für Menschen aller Altersstufen im Einzugsbereich.

Schwerpunkte der Arbeit liegen auf der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit (Sprach- und Leseförderung, Hausaufgabenhilfe) sowie der Bereitstellung von Medien für die Bewältigung des Alltags und die sinnvolle Freizeitgestaltung von Familien im urbanen Umfeld. Für ältere Schülerinnen und Schüler steht ein großer Gruppenarbeitsraum für die Erledigung von Hausaufgaben und die gemeinsame Vorbereitung von Referaten zur Verfügung, Hausaufgabenhelferinnen und Helfer unterstützen dabei.

Täglich kommen zwischen 500 und 1.000 Besuchende, gerade auch die Kinder und Jugendlichen aus der Nachbarschaft schätzen die vielseitigen Angebote. Kein Wunder, es gibt eine ganze Etage gefüllt mit Comics, Mangas, Büchern auf Deutsch, Türkisch, Arabisch sowie weiteren Sprachen - und nicht zuletzt zwei Gaming Zones mit großem Bildschirm, Playstation 4 und Nintendo Switch sowie verschiedenen Konsolenspielen zum Ausprobieren.

Und weil der Kinder- und Jugendbereich in der 1. Etage so beliebt ist, stand die Leitung vor einer Herausforderung, denn Kinder und Jugendliche haben unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen. «Wir wollten Bereiche für unterschiedliche Altersklassen schaffen», sagt Lydia Kasparick, Leiterin der Kinderbibliothek. «Einen für die sechs bis 12jährigen, einen anderen für die 12 bis 18jährigen». Im Februar 2023 war es dann soweit, die von einem Innenarchitekten eigens gestalteten Möbel und Bücherregale konnten aufgestellt werden.

Bei der Planung wurden nicht nur die räumlichen Besonderheiten und Ansprüche der Nutzenden berücksichtigt, sondern es wurden auch charakteristische Elemente aus der Nachbarschaft integriert. Den Besuchenden dürfte das Regal am Ende des Raums irgendwie bekannt vorkommen: Es ist einem Markenzeichen am Kotti nachempfunden, dem Wohnblock Neues Zentrum Kreuzberg.

Aufgrund der Struktur des Hauses müssen viele Angebote in enger Nachbarschaft zueinander erfolgen und die Räume, die gleichzeitig Durchgangszimmer sind, sollen auch Mehrfachnutzungen erlauben. So sollte zum Beispiel der Bereich für die 12 bis 18jährigen auch als Veranstaltungsraum funktionieren können. Die Lösung fand Architekt Michael Hilgers: Mit maßgeschneiderten Möbel ließen sich alle Bedürfnisse unter einen Hut bringen, das ist nicht verwunderlich, denn Hilgers Entwürfe wurden mit zahlreichen Designpreisen prämiert.

Für den Raum der Heranwachsenden entwickelte er Holzregale, mit Fächern für Bücher auf der einen Seite und gemütlichen Sitznischen auf der anderen. Diese sind begehrt, kurz nach Schulschluss sind schnell alle Nischen belegt. Da die Sitzregale rollen - die Mitarbeitenden nennen sie «Mopeds» -, lassen sie sich auch schnell wegschieben, wenn eine der vielen Abendveranstaltungen stattfindet.

Für die sechs bis 12jährigen entwarf Architekt Hilgers im Nebenraum ein Bücherhaus. Dafür wurden alte Regale umfunktioniert, die Höhe der Fächer den Kindern angepasst. Die sehr jungen Lesenden „adoptierten“ das Bücherhaus sofort, dort finden sie viele fremdsprachige Bücher, wie bspw. Harry Potter auf Türkisch und den kleinen Prinzen auf Arabisch.

Um die Aufenthaltsqualität für die vielen Schülerinnen und Schüler zu erhöhen, wurden, anstatt neue Tische zu kaufen, die vorhandenen Tischplatten dem Stil der neuen Möbel angepasst. Die quadratischen Platten mit abgerundeten Ecken lassen sich auch als Hintergrund für Wandregale nutzen, die dann an Apps auf dem Bildschirm eines Smartphones erinnern.

“Die Erneuerungen haben Besuchendenzahlen und Aufenthaltsqualität wirklich erhöht” so Lydia Kasperick. Dank der geschickten Zusammenlegung von mehreren Fördertöpfen, darunter auch der Projektfonds des Quartiersmanagements Zentrum Kreuzberg, ließen sie sich unbürokratisch finanzieren. Dennoch dauerte es von der ersten Idee bis zur Umsetzung fast zwei Jahre, was sicher auch Corona geschuldet war. Architekt Michael Hilgers schätzt die harmonische Zusammenarbeit, zum einen mit der Bibliothek, zum anderen mit einer Reihe von lokalen Tischlern, die seine Ideen ideal umsetzten.

Weitere Angaben:

Fotos: Mittelpunktbibliothek und QMZKO